01/2010 H. Reinhold

23.01.2010
Frankenpost



Selbitz – Der im vergangenen Jahr in die Insolvenz geschlitterte Selbitzer Industriebetrieb Heinrich Reinhold ist gerettet. Seit Dezember wird der Geschäftsbetrieb im Werk I des im Jahr 1896 gegründeten Traditionsunternehmens von der „Selbitzer Chemiefaser GmbH” fortgeführt. Das erklärten Insolvenzverwalter Dr. Martin Heidrich und der neue Geschäftsführer Willy Weiß in einem Pressegespräch.

Von den zuletzt 67 beschäftigten Mitarbeitern produzieren nun 51 weiter qualitativ hochwertige Stapelfasern, die in erster Linie zur Herstellung von Teppichen für Gebäude sowie für die Automobilindustrie benötigt werden. Möglich wurde der Erhalt des ältesten Selbitzer Industriebetriebes durch ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell.

Der als Insolvenzverwalter eingesetzte Münchener Rechtsanwalt Dr. Martin Heidrich bezeichnete das Gelingen der Betriebsübernahme als Ergebnis der Zusammenarbeit aller Beteiligten: „In diesem Fall haben Belegschaft, Geschäftsführung, Gläubiger und Gewerkschaft gemeinsam mit mir nach der für das Unternehmen besten Lösung gesucht und sie auch gefunden.”

Der Jurist verhehlte in seinen Ausführungen nicht, dass anfangs zahlreiche Investoren – in erster Linie Wettbewerber von Reinhold aus dem In- und Ausland – an der Übernahme von Reinhold Interesse gezeigt hätten. Letztendlich jedoch erhielt die „Selbitzer Chemiefaser GmbH” den Zuschlag, da sie das beste Gesamtkonzept vorlegen konnte.

Ein Verkauf der Firma an Wettbewerber hätte nach seiner Überzeugung mitunter das Aus für den Standort Selbitz bedeutet. Heidrich spekuliert: „Man hätte bei dieser Variante die begehrten Kunden von Reinhold in den eigenen Bestand übernommen und das Werk Selbitz geschlossen.”

Insolvenzverwalter Heidrich betonte zudem, dass Reinhold bei der Produktion der seit Jahrzehnten im Werk I des Betriebes bewährten Produkte äußerst rentabel und gewinnbringend arbeite. Die Firma sei erst durch den im Jahr 1996 realisierten Bau des Werkes II in Schieflage geraten. Die hier gefertigten Produkte fanden nie die notwendige Nachfrage bei den Kunden des Hauses. Dadurch sei es notwendig geworden, über Jahre hinweg den in Werk I erwirtschafteten Profit dafür zu verwenden, die Defizite aus der Arbeit von Werk II auszugleichen, erklärte er die Gründe für die früheren Probleme des Unternehmens.

Dies sei auch der Grund dafür, dass die neue „Chemiefaser GmbH” nur Werk I und das Bürogebäude gekauft habe, Werk II bleibe weiterhin in der Obhut des Münchener Insolvenzverwalters, der sich nun vor allem auch darum bemühe, einen Käufer für diese Immobilie zu finden.