10/2010 LMG Anlagenbau

01.10.2010
Lübecker Nachrichten

Lübeck – Eben noch Schrott, jetzt feinster Stahl: Die LMG, das Lübecker Traditionsunternehmen im Maschinenbau, ist gerettet. Statt einer Industriebrache erhält Lübeck jetzt einen erstklassigen Standort für den Bau von riesigen Türmen für Windkraftanlagen. Man reibt sich die Augen und kann's kaum glauben.


Das, was an der Einsiedelstraße geschah, wird den Wirtschaftsstandort Lübeck ungemein stärken. Und wie es geschah ist ein Musterbeispiel zielorientierten Handelns. Es ist ein Glücksfall, dass sich die richtigen Menschen trafen. Insolvenzverwalter Klaus Pannen trat nicht als Firmenabwickler, sondern als Sanierer auf, die LMG- Belegschaft kämpfte gemeinsam mit der Betriebsratsvorsitzenden Margrit Petersen bis zur Selbstaufgabe für ihr Unternehmen; und dann ist da Jürgen Kandulla, IG Metall-Sekretär. Er machte die LMG zu seiner Sache. In den vergangenen Monaten wurde er bei jedem Rückschlag bärbeißiger. Er knüpfte unermüdlich Kontakte, telefonierte sich die Ohren ab, boxte Gnadenfristen durch, als alles schon vorbei war – seiner Hartnäckigkeit sei Dank.

Quelle: http://www.ln-online.de/artikel/2860044




01.10.2010
Lübecker Nachrichten


Lübeck – Der Wirtschafts- und Hafenstandort Lübeck macht einen Riesenschritt nach vorn. Auf dem Gelände der LMG Maschinenbau GmbH an der Einsiedelstraße werden künftig bis zu 100 Meter hohe Türme für Hochsee-Windenergieanlagen sowie Plattformen für Transformatoren gebaut.

Die Produktion soll nach Aussage von Insolvenzverwalter Dr. Klaus Pannen schon im kommenden Jahr beginnen. Die bis Ende September insolvente LMG, die kurz vor dem Aus stand, ist damit gerettet. Neuer Eigentümer des Lübecker Traditionsunternehmens ist seit gestern die Schweriner KGW Maschinen- und Anlagenbau GmbH. Pannen dankte der Lübecker Verwaltung, die in „erheblichem Maße” zur Rettung des Unternehmens beigetragen habe.

Mit ihrer Rettung in letzter Minute gehört die LMG nun zu den 50 Unternehmen (4500 Arbeitsplätze) der Wilms- Gruppe des Unternehmers Johann-Erich Wilms aus Menden/Sauerland.

Von den 120 Mitarbeitern der LMG werden zunächst 40 übernommen. 80 arbeiten in einer Transfer-Gesellschaft weiter. Ziel ist es, auch sie in den nächsten Wochen und Monaten in die LMG zu überführen, wenn die Produktion wieder auf vollen Touren läuft. Mehrere Millionen Euro wurden in die LMG gesteckt, um ihren Fortbestand zu sichern. Geldgeber sind die Sparkasse zu Lübeck und Förderinstitute des Landes.

Lübecks Wirtschaftssenator Sven Schindler (SPD) spricht von einer „fantastischen Nachricht”. Er bezeichnete die LMG mit ihrem Hafenanschluss als „einmaligen Standort” für den Bau von Off-Shore-Windkraftanlagen dieser Größenordnung, die auf dem Wasserweg transportiert werden müssen. Lübeck werde künftig beim Bau und Transport von Windkraftanlagen eine bedeutende Rolle spielen. Dass die Hansestadt am Windpark-Boom auf hoher See beteiligt ist, begeistert auch Bürgermeister Bernd Saxe (SPD). Er sehe große Entwicklungsmöglichkeiten für den Windkraftstandort Lübeck und sei „sehr optimistisch”.

Freude auch bei Thomas Rickers, dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall Lübeck-Wismar: „In Lübeck gibt es jetzt wieder eine industriepolitische Perspektive für hochqualifizierten Stahlbau.” Und die LMG-Betriebsratsvorsitzende Margrit Petersen ist fest davon überzeugt, dass die LMG schon im „nächsten Sommer mehr als 120 Mitarbeiter hat”.

Quelle: http://www.ln-online.de/artikel/2859958




01.10.2010
Lübecker Nachrichten


Lübeck – Jubel über die Rettung der LMG Anlagenbau GmbH in letzter Sekunde: Lübeck wird nun zu einem bedeutenden Standort für den Bau riesiger Offshore-Windkraftanlagen.

Der LMG-Betriebsratsvorsitzenden Margrit Petersen stockt die Stimme, als sie über die Rettung ihres Unternehmens spricht. Monatelange Verhandlungen, ein nervenzehrendes Leben zwischen Hoffen und Bangen, haben die LMG-Mitarbeiter hinter sich; sie alle haben harte Kompromisse bis weit über die Schmerzgrenze hinaus geschlossen, um das Traditionsunternehmen zu retten. „Mir ist eine große Last von der Schulter gefallen”, sagt Margrit Petersen und hat Tränen in den Augen. Leise fügt sie mit Blick auf die Arbeitsplätze hinzu: „Ich hoffe, dass in Kürze wieder alle an Bord sind.”

Es gab nur noch wenige, die geglaubt haben, dass die LMG zu retten ist. Einer von ihnen ist Jürgen Kandulla. Als schon alles aus war, griff der IG Metall-Sekretär zum Telefon, knüpfte Kontakte, erzwang neue Gespräche, erkämpfte Zeitgewinn für das Unternehmen – Wochen, Tage, Stunden. Sein einziges Ziel: Erhalt der industriellen Arbeitsplätze in Lübeck. Kandullas Glück war, dass er mit Klaus Pannen auf einen renommierten Insolvenzverwalter traf, der nicht als Firmenzerschlager auftrat, sondern als Sanierer.

Seit gestern steht fest: Das LMG-Gelände an der Einsiedelstraße wird nicht, wie befürchtet, zur riesigen Industriebrache, sondern zu einem Herzstück für erneuerbare Energie. Dort werden künftig die bis zu 100 Meter hohen Türme für Windkraftanlagen auf dem Meer gebaut. Es ist ein höchst lukratives Zukunftsgeschäft.

Seit Monaten schien das insolvente Lübecker Maschinenbau-Unternehmen trotz seines guten Rufs unaufhaltsam auf den Untergang zuzusteuern. Gestern hätten die Tore geschlossen werden müssen, doch sie bleiben auf. Die Schweriner KGW Maschinen- und Anlagenbau GmbH übernimmt die LMG und mit ihr zunächst 40 der 120 Arbeitsplätze. Die übrigen 80 Mitarbeiter bleiben in einer Transfer-Gesellschaft, die die nächsten fünf Monate weiter besteht. Wenn sich die Auftragsbücher wieder füllen, werden in den nächsten Wochen weitere 20 bis 40 Mitarbeiter von der Transfer-Gesellschaft zur LMG wechseln; und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass in den nächsten Monaten nahezu alle LMG-Mitarbeiter wieder Arbeit beim Maschinenbauer finden. „Wir sind sehr guter Dinge, dass das klappt”, sagt Jürgen Kandulla und strahlt. Es ist einer der größten Erfolge seines Lebens.

Hinter dem neuen Eigner KGW steht der Unternehmer Johann-Erich Wilms aus Menden (Sauerland), der einen ausgezeichneten Ruf genießt. Zur Wilms-Firmengruppe gehören 50 selbstständige Unternehmen mit 4500 Beschäftigten. Vor vier Jahren erwarb die Wilms-Gruppe die damals insolvente KGW. Heute hat der Schweriner Maschinenbauer mehr Mitarbeiter als vor der Pleite. Die LMG hofft auf einen ähnlichen Aufschwung.

Die LMG will künftig ihren Ruf als Spezialistin für maritime Technik weiter stärken. Einer der Arbeitsschwerpunkte soll der Bau von Plattformen für Transformatoren und der Bau von Türmen für Windkraftanlagen sein. Eine Produktionsstätte mit Wasseranschluss, wie sie die LMG bietet, hat riesige Vorteile. Die langen Türme sind für Straßentransporte denkbar ungeeignet. Die Wasserstraße muss her. Und diese Tatsache hat die LMG gerettet. Insolvenzverwalter Klaus Pannen macht keinen Hehl daraus, dass die Hafenlage kaufentscheidend für den neuen Eigner war. Jetzt bietet sich für Lübeck die Chance, zu einem bedeutenden Standort für den Bau von Windkraftanlagen zu werden, zumal das Unternehmen Vestas in der Hafenstraße – direkt gegenüber der LMG – Generatoren für seine Windenergieanlagen baut.

Bürgermeister Bernd Saxe gesteht ein, dass er lange Zeit nicht geglaubt habe, dass die LMG noch zu retten sei. Und er lobt Kandulla. Der habe noch hart für den Betrieb gekämpft, „als das Ding schon unter Wasser war”. Der Fortbestand des Maschinenbauunternehmens sei eine gute Nachricht. Saxe: „Ich bin sehr optimistisch, dass Lübeck ein starker Standort für die Produktion von Windkraftanlagen wird.” Auch Wirtschaftssenator Sven Schindler (SPD) ist davon überzeugt, dass Lübeck beim Windkraftanlagenbau eine große Zukunft hat. Die Rettung der LMG nennt er „phantastisch”.

Quelle: http://www.ln-online.de/artikel/2859846